Was ist zu tun bei einem Auffahrunfall?
Wer haftet bei einem Auffahrunfall? Welche Pflichten haben Verursacher und Geschädigte? Wir klären auf, wie Sie sich nach dem Unfall verhalten sollten, um rechtliche Probleme zu vermeiden und eine schnelle Schadensregulierung zu gewährleisten.
- Nitharsan (Gino) Naguleswaran
- KFZ Süd
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Auffahrunfälle zählen zu den häufigsten Verkehrsunfällen in Deutschland und können jedem Autofahrer passieren – sei es im dichten Stadtverkehr, auf Landstraßen oder auf der Autobahn. Meist entstehen sie durch kurze Unaufmerksamkeit, einen zu geringen Sicherheitsabstand oder plötzliches Bremsen des vorausfahrenden Fahrzeugs. Obwohl viele Auffahrunfälle glimpflich verlaufen, bergen sie oft unangenehme Folgen. Neben Blechschäden am Auto können auch gesundheitliche Probleme wie Schleudertraumen auftreten, die sich erst Stunden oder Tage später bemerkbar machen.
Neben den körperlichen Folgen können auch rechtliche und versicherungstechnische Fragen nach einem Auffahrunfall schnell zu einer Herausforderung werden. Wer in einer solchen Situation überfordert oder panisch reagiert, riskiert Fehler, die später erheblichen Ärger, finanzielle Nachteile oder sogar juristische Probleme nach sich ziehen können. Deshalb ist es wichtig, genau zu wissen, wie man sich richtig verhält, um sich selbst und andere bestmöglich zu schützen.
In diesem Beitrag erfahren Sie deshalb umfassend, welche Schritte unmittelbar nach einem Auffahrunfall notwendig sind – von der Absicherung der Unfallstelle bis hin zur richtigen Kommunikation mit Polizei und Versicherung. So sind Sie gut vorbereitet und können im Ernstfall besonnen handeln. Denn ein klarer Kopf und das richtige Vorgehen helfen dabei, den Unfall schnell und unkompliziert abzuwickeln und unnötigen Streit zu vermeiden.
Erste Schritte nach dem Unfall
Unmittelbar nach einem Auffahrunfall ist es entscheidend, die Unfallstelle richtig abzusichern. Schalten Sie Ihre Warnblinkanlage ein und bringen Sie Ihr Fahrzeug möglichst weit rechts an den Straßenrand. Damit warnen Sie nachfolgende Verkehrsteilnehmer vor der Gefahr. Stellen Sie zusätzlich ein Warndreieck in angemessenem Abstand auf und ziehen Sie eine Warnweste an, falls Sie das Auto verlassen müssen.
Bleiben Sie selbst möglichst ruhig und sitzen Sie im Fahrzeug, wenn es die Situation zulässt. Ein klarer Kopf hilft Ihnen dabei, die nächsten Schritte richtig einzuschätzen. Vermeiden Sie hektische Bewegungen oder voreilige Entscheidungen, denn diese können die Lage verschlimmern.
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Wer muss den Unfall melden, Verursacher oder Geschädigter?
Eine häufige Frage nach Auffahrunfällen ist, wer eigentlich verpflichtet ist, den Unfall zu melden – der Verursacher oder der Geschädigte? Grundsätzlich gilt: Jeder Beteiligte muss einen Unfall der Polizei melden, wenn Personen verletzt wurden oder erheblicher Sachschaden entstanden ist. Das bedeutet, dass sowohl der Verursacher als auch der Geschädigte diese Pflicht haben.
In der Praxis ist es oft so, dass vor allem der Verursacher aktiv werden sollte und seiner Versicherung den Schaden meldet. Dennoch kann es auch für den Geschädigten sinnvoll sein, den Unfall selbst bei Polizei und Versicherung anzuzeigen, um sicherzugehen, dass alle Formalitäten korrekt erledigt werden.
Wichtig ist: Keiner sollte einen Unfall einfach ignorieren oder verschweigen. Nicht gemeldete Unfälle können später zu erheblichen Problemen führen – etwa bei der Schadensregulierung oder sogar strafrechtlichen Konsequenzen. Daher empfiehlt es sich immer, den Unfall unverzüglich zu melden.
Ist bei einem Auffahrunfall immer der Hintermann schuld?
Viele gehen davon aus, dass bei einem Auffahrunfall automatisch der Fahrer des hinteren Fahrzeugs schuld ist. Das ist zwar oft richtig, aber nicht immer die ganze Wahrheit. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass der Hintermann einen ausreichenden Sicherheitsabstand hätte einhalten müssen und deshalb für den Unfall verantwortlich ist.
Es gibt jedoch Ausnahmen: Wenn der Vordermann plötzlich und ohne erkennbaren Grund stark abbremst oder gefährlich die Spur wechselt, kann auch er eine Mitschuld tragen. Ebenso spielen äußere Umstände wie schlechte Sicht oder technische Defekte eine Rolle bei der Schuldfrage.
Daher sollte man sich nicht vorschnell selbst als Schuldigen sehen oder gar eine Schuld zugeben, ohne die genauen Umstände zu kennen. Die Polizeiaufnahme und gegebenenfalls ein Gutachten helfen dabei, die Schuldfrage fair zu klären.

Unfallbeteiligte informieren und Daten austauschen
Nachdem die Unfallstelle abgesichert ist, sollten Sie die anderen Unfallbeteiligten kontaktieren. Fragen Sie zunächst nach dem Befinden aller Beteiligten, um sicherzugehen, dass niemand verletzt ist. Auch wenn es „nur“ um Sachschäden geht, ist es wichtig, freundlich und sachlich miteinander umzugehen.
Tauschen Sie dann alle wichtigen Daten aus: Namen, Adressen, Telefonnummern, Versicherungsinformationen sowie Kennzeichen der Fahrzeuge. Diese Daten sind später für die Schadensabwicklung unverzichtbar.
Vermeiden Sie es in diesem Zusammenhang, Schuldzuweisungen auszutauschen oder emotional zu reagieren. Konzentrieren Sie sich darauf, die Fakten festzuhalten.
Polizei informieren
Obwohl kleinere Auffahrunfälle oft ohne Polizei geregelt werden können, sollten Sie bei Personenschäden oder größeren Sachschäden unbedingt die Polizei verständigen. Rufen Sie die Notrufnummer und schildern Sie kurz und sachlich den Unfallhergang sowie den Ort des Geschehens.
Warten Sie dann geduldig auf das Eintreffen der Beamten und bewegen Sie keine Fahrzeuge mehr vom Unfallort – es sei denn, es besteht akute Gefahr für den Verkehr oder Menschenleben. Die Polizei wird den Unfall aufnehmen und einen offiziellen Bericht erstellen, der später für die Versicherung wichtig ist.
Erste Hilfe leisten
Verletzungen sind bei Auffahrunfällen nicht selten – selbst wenn sie zunächst nicht offensichtlich sind. Wenn jemand verletzt scheint oder klagt, leisten Sie Erste Hilfe und rufen Sie sofort den Rettungsdienst unter 112. Geben Sie dabei möglichst genaue Informationen über Art und Umfang der Verletzungen.
Versuchen Sie nicht, Verletzte eigenständig zu bewegen oder zu transportieren – das kann schlimmere Folgen haben. Bleiben Sie bei den Betroffenen und beruhigen Sie sie bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes.
Beweismaterial sichern
Um später Streitigkeiten über den Unfallhergang zu vermeiden, sollten Sie möglichst viele Beweise sichern. Machen Sie Fotos von der gesamten Unfallstelle aus verschiedenen Perspektiven sowie von den Schäden an allen beteiligten Fahrzeugen.
Notieren Sie außerdem alle wichtigen Details wie Uhrzeit, Wetterbedingungen und Verkehrsverhältnisse. Falls Zeugen anwesend sind, bitten Sie diese um ihre Kontaktdaten – ihre Aussagen können später entscheidend sein.
Je besser das Beweismaterial ist, desto einfacher gestaltet sich die Schadensregulierung.
▶️ Im Video: In diesem Video erläutert Clubjurist Alexander Sievers die rechtliche Situation und zeigt auf, welche Ausnahmen es beim sogenannten Anscheinsbeweis gibt.
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Mehr InformationenUnfallbericht erstellen
Sobald die Polizei vor Ort ist, werden die Beamten den Unfall aufnehmen und einen Bericht erstellen. Achten Sie darauf, Ihren Standpunkt ruhig und sachlich darzulegen und nur das zu berichten, was Sie tatsächlich beobachtet haben.
Lesen Sie den Bericht vor Ihrer Unterschrift gründlich durch und stellen Sie sicher, dass alle Angaben korrekt sind. Fordern Sie eine Kopie des Berichts an – diese benötigen Sie später für Ihre Versicherung.
Kontakt zur Versicherung aufnehmen
Nach dem Unfall sollten Sie unverzüglich Ihre Kfz-Versicherung informieren. Geben Sie dabei alle relevanten Informationen weiter: Ort und Zeit des Unfalls, Personalien aller Beteiligten sowie Angaben zur Schadenshöhe (sofern möglich).
Je schneller Ihre Versicherung Bescheid weiß, desto reibungsloser verläuft die Regulierung des Schadens. Halten Sie Rücksprache mit Ihrem Ansprechpartner bei der Versicherung und erkundigen Sie sich über weitere Schritte.
Reparatur des Fahrzeugs
Ist die Schadensregulierung geklärt, können Sie mit der Reparatur Ihres Fahrzeugs beginnen. Lassen Sie sich von Ihrer Versicherung eine Werkstatt empfehlen oder wählen Sie selbst eine vertrauenswürdige Werkstatt aus.
Achten Sie darauf, dass nur Originalteile verwendet werden und Ihnen eine Garantie auf die Reparatur gegeben wird. Bewahren Sie alle Rechnungen sorgfältig auf – diese sind wichtig für die Abrechnung mit der Versicherung.
Fazit: Warum Sie den Unfall unbedingt melden müssen
Ein Auffahrunfall ist zwar eine unangenehme Situation, aber mit dem richtigen Wissen können Sie schnell richtig handeln und unnötigen Ärger vermeiden. Sichern Sie zuerst die Unfallstelle ab, kümmern Sie sich um verletzte Personen und tauschen Sie alle wichtigen Daten aus. Informieren Sie unbedingt die Polizei sowie Ihre Versicherung und dokumentieren Sie alles genau.
Wer ruhig bleibt und diese Schritte befolgt, kommt meist problemlos durch den Unfallprozess – sowohl gesundheitlich als auch rechtlich. So können Sie auch in einer stressigen Situation den Überblick behalten und sicherstellen, dass alles ordnungsgemäß abgewickelt wird.
Bleiben Sie aufmerksam im Straßenverkehr – aber falls doch einmal ein Auffahrunfall passiert: Jetzt wissen Sie genau, was zu tun ist!
Häufig gestellte Fragen
Unsere FAQ-Sektion liefert klare Antworten und hilfreiche Informationen zu Ihren Fragen zum Thema Auffahrunfall.
Muss ich bei einem Auffahrunfall immer die Polizei rufen?
Nicht in jedem Fall ist die Polizei zwingend erforderlich. Wenn es sich um einen Bagatellschaden handelt und keine Personen verletzt wurden, kann der Unfall oft ohne Polizeieinsatz geregelt werden. Bei Personenschäden, erheblichem Sachschaden oder wenn sich die Unfallbeteiligten nicht einig sind, sollten Sie jedoch unbedingt die Polizei verständigen.
Wer haftet bei einem Auffahrunfall?
In den meisten Fällen haftet der Fahrer des hinteren Fahrzeugs, da er den erforderlichen Sicherheitsabstand nicht eingehalten hat. Es gibt jedoch Ausnahmen, wenn der Vordermann unvermittelt und ohne ersichtlichen Grund stark abbremst oder andere besondere Umstände vorliegen.
Was muss ich tun, wenn ich Schuld an einem Auffahrunfall habe?
Bleiben Sie ruhig und sichern Sie zuerst die Unfallstelle ab. Tauschen Sie alle relevanten Daten mit den anderen Beteiligten aus und informieren Sie Ihre Versicherung unverzüglich über den Unfall. Geben Sie keine voreiligen Schuldgeständnisse ab, sondern schildern Sie den Unfall sachlich und wahrheitsgemäß.